Liturgie und Gottesdienst
Zwei Grundformen bestimmen den evangelischen Gottesdienst seit der Reformation: der sogenannte Messgottesdienst, hervorgegangen aus der vorreformatorischen bis in die Anfänge des Christentums zurückreichenden Messe und der Predigtgottesdienst, abgeleitet aus den im Spätmittelalter neben der Messe entstandenen „Prädikanten-Gottesdiensten“.
Da die hessische Kirche im 19. Jahrhundert aus dem Zusammenschluß des reformierten und des lutherischen Bekenntnisses entstand (hessische Union), ist die Gottesdienstordnung eine Mischform, die Elemente beider enthält.
Eine Erklärung der einzelnen Schritte der Liturgie in ihrer geschichtlichen Entwicklung und Bedeutung heute finden Sie hier.
Folgende Überlegungen sind uns dabei wichtig:
1. Gottesdienst ist Aufgabe der ganzen Gemeinde. Neben dem Pfarrer/der Pfarrerin gestalten auch andere den Gottesdienst mit: Organisten und Küsterin, Prädikanten und Prädikantinnen, Lektoren, Kirchenvorsteher und Kirchenvorsteherinnen und andere Gemeindemitglieder. Sie sind nicht nur Unterstützung des Pfarrers/der Pfarrerin, sondern prägen durch ihre Persönlichkeiten die Gottesdienste mit.
2. Der Sonntagsgottesdienst folgt einer stabilen Grundstruktur, die aber vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten offenlässt. Dadurch soll die Wiedererkennbarkeit des Gottesdienstes gesichert werden:
A Eröffnung und Anrufung
B Verkündigung und Bekenntnis
C Fürbitte/Sendung und Segen
3. Der Sonntagsgottesdienst versucht, Tradition durch bewährte Texte und Formen zu bewahren, aber auch Neues einzubeziehen.
4. Unser Gottesdienst steht in einem lebendigen Zusammenhang mit den Gottesdiensten anderer Kirchen in der Ökumene durch die gemeinsame Grundstruktur, durch gemeinsame Lieder und Texte.
5. Wir versuchen darauf zu achten, möglichst niemanden durch Sprache und Worte auszugrenzen
6. Auch der traditionelle Sonntagsgottesdienst sollte versuchen, den ganzen Menschen anzusprechen durch Interaktion, Haltung, Bewegung, Bild und Symbole, Musik und Raumgestaltung, ohne den Einzelnen zu vereinnahmen
7. Nach der Grundordnung unserer Kirche ist die Christenheit bleibend mit Israel als dem ersten Gottesvolk verbunden. Viele gottesdienstliche Elemente sind identisch mit dem jüdischen Gottesdienst oder haben sich aus ihm entwickelt: Lesungen aus dem AT, Psalmen, Segen.
Pfarrer Thomas Uecker