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Geschichtliches

Die Evangelische Schlosskirche zu Hadamar

Die im Südflügel des 1629 erbauten Hadamarer Schlosses gelegene Kirche hat eine recht kleine Grundfläche, bietet aufgrund der zwei Emporen dennoch Sitzplätze für rund 200 Gottesdienstbesucher. Sie war zunächst als reformierte Hofkirche konzipiert worden, wurde aber nach dem Übertritt des Fürsten Johann Ludwig von Nassau Hadamar zum römisch-katholischen Glauben im Jahre 1630 als katholische Kirche geweiht. Bis 1743 (dem Todesjahr des letzten katholischen Fürsten von Nassau Hadamar) wurden hier kath. Gottesdienste gehalten.

1752 wurde durch ein Dekret der Prinzessin Anna von Oranien-Nassau die reformierte Gemeinde Hadamar gegründet und 1791 durch staatlichen Erlass dieser die Schlosskirche übergeben. Seitdem ist die Schlosskirche der Gottesdienstraum aller Evangelischen in Hadamar Stadt und Land. Dementsprechend wurde der Innenraum umgestaltet. Beichtstuhl und Hochaltar der Hofkirche wurden entfernt und durch eine zeitgemäße Empirekanzel und einen einfachen, mit einem schwarzen Tuch bedeckten Altartisch ersetzt.

Die Schlosskirche hatte von Anfang an eine Orgel. Von wann der unter Denkmalschutz stehende Orgelprospekt stammt, lässt sich wohl nicht mehr klären - vermutlich stammt er aus dem 18. Jahrhundert, also aus der Barockzeit. Erst 1786 erhält die Orgel ihren Standort auf der zweiten Empore. In den Jahren 1880 und 1971 wird die Orgel, bis auf das historische Gehäuse, komplett erneuert. Somit sind auch alle Pfeifen von 1971. Lediglich der Prinzipal 4' (die Pfeifen stehen im Orgelprospekt) stammen noch von der Raßmann-Orgel von 1880. Nähere Informationen unter: Orgel Hadamar.

1850 wurde der gesamte Innenraum der Schlosskirche renoviert. Damals wurden auch alle Türen zu den Innenräumen des Schlosses zugemauert. Am 25. August 1850 wurde der neue Altar eingeweiht. Er bestand aus einem verzierten hölzernen Untergestell mit Auftritt und einer Marmorplatte.

In den Jahren 1981/82 fand wieder eine grundlegende Renovierung der Schlosskirche statt. Von der ersten Empore wurden zwei Durchgänge aufgebrochen. Früher führten sie zu den fürstlichen Gemächern, heute zu dem Schlosskirchensaal (Gemeinderaum) und der Sakristei. Außerdem wurde der heutige Eingang geschaffen. Bis dahin war der Zugang zur Kirche nur über den Haupteingang des Schlosses möglich.

Die Wände und Fensterbänke bekamen wieder die ursprüngliche rote Bemalung. An den Emporen wurde das zierliche Gitterwerk wieder zur Geltung gebracht. Der Fußboden wurde mit handgebrannten Ziegeln ausgelegt und die Türen nach alten Handwerkskünsten gefertigt. An der Rückwand unter der ersten Empore wurde bei den Renovierungsarbeiten eine Architekturmalerei aus der Renaissance freigelegt.

Kreuz und Leuchter auf dem Altartisch sind Geschenke der katholischen Kirchengemeinde anlässlich der Einweihung der renovierten Kirche. Am Altar wurden Auftritt und die Marmorplatte entfernt. Und der Altar wurde durch Rollen verschiebbar gemacht. Taufschale und Krug sind ein Geschenk von Gemeindegliedern aus Asch/Sudetenland.

Im Schlosskirchensaal kann man die einzige Glocke sehen, die nach dem 1. Weltkrieg von dem damaligen Geläut noch im Turm hing, das so genannte Silberglöckchen. Sie trägt die Inschrift: „Wilhelm Fürst zu Nassau und Katzenelnbogen, Vianden und Diez, Herr zu Beilstein. Anno 1709 gos mich Tilman Schmid von Aslar“. Wo unser Silberglöckchen die ersten 120 Jahre seinen Läutedienst versah, wissen wir einfach (noch) nicht. Die Annalen erwähnen es erst wieder 1829, und zwar als ein Geschenk von Wilhelm von Nassau-Oranien an die seit 1752 bestehende Evang. Kirchengemeinde Hadamar. Von 1829 - 1987 – also fast 160 Jahre hängt das Silberglöckchen nun im Glockenturm unserer Schlosskirche. Zunächst gemeinsam mit einer weiteren Glocke als Zweiergeläut. Diese wird im 1. Weltkrieg konfisziert – ein Schicksal, dass sie mit 65.000 anderen Glocken in Deutschland teilte. Die Silberglocke wurde – wahrscheinlich aufgrund ihres damals schon hohen Alters verschont. Von 1917 läutet sie allein bis 1927. Und von da bleibt sie zwar weitere 80 Jahre im Glockenturm, schweigt aber. 1927 bekommt unsere Kirche nämlich drei neue Glocken. Dieses Dreiergeläut der Firma Rincker sorgte in der Fachwelt für großes Aufsehen und wurde hoch ausgezeichnet. Was nicht verhinderte, dass die zwei großen Glocken 15 Jahre später - 1942 - ebenfalls für Kriegszwecke enteignet und eingeschmolzen wurden – wie 150.000 andere. Schon 1939 – so konnte ich einem Schreiben des damaligen Bürgermeisters von Hadamar an den damaligen evang. Pfarrer Weigel entnehmen – ist das Läuten der Kirchenglocken stark eingeschränkt bzw. verboten worden.

Das Silberglöckchen und die übriggebliebene Glocke des Dreiergeläuts hingen nun Jahrzehnte unbeachtet im Glockenturm - bis 1987. Auf Initiative von Pfarrer Gerhard Müller und Dank fleißiger Spender bekam unsere Kirche 1987 ein neues Dreiergeläut. Die „glockenlose“ Zeit von 45 Jahren war zu Ende. Die drei neuen Glocken wiegen 711 kg, 456 kg und 323 kg.

Die verbliebene Glocke des preisgekrönten Geläuts von 1927 kam ins Glockenmuseum nach Greifenstein und das Silberglöckchen als Ausstellungsstück in unseren Schlosskirchensaal. Hier steht die Glocke heute noch und läutet nur dann, wenn neugierige Besucher oder Kinder sie in Gang setzen.

Thomas Uecker
☎ 06433-2357
✉ thomas.uecker@ekhn.de

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