Unsere Orgeln
Cembalo
Ein Cembalo ist neben dem Spinett (die etwas kleinere Variante des Cembalos) sozusagen das Vorgängerinstrument des heutigen Klaviers. Während bei einem Klavier die Tasten durch kleine „Hämmerchen“ angeschlagen werden, werden bei einem Cembalo die Saiten durch sogenannte „Federkiele“ gezupft, oder gerissen. Dadurch ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Cembalo klanglich eher einer Gitarre oder Laute ähnelt. Für die historisch getreue Aufführung barocker Werke ist es unverzichtbar.
Auf einem Cembalo kann der Spieler, wie auch bei der Orgel, die Lautstärke durch den Tastendruck nicht variieren. Deswegen wurde das Cembalo ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, durch die Erfindung des Hammerklaviers, auf welchem man eben dieses konnte, verdrängt (piano: leise; forte: laut; daher auch der Name Pianoforte oder kurz Piano).
Im Jahre 2009 erwarb die Evang. Kirchengemeinde Hadamar für 3.200€ ein Cembalo, welches von der im Bergischen Land ansässigen Firma Sassmann gebaut wurde und das sowohl äußerlich als auch klanglich ein wahres Schmuckstück, darstellt. Der Neupreis lag bei 10.751€. Möglich gemacht wurde der Kauf des gebrauchten, aber sehr gepflegten Instruments, durch eine größere private Spende. Es ist ein Glücksfall, dass es optisch besonders gut in die Schlosskirche passt, als wäre es für sie gebaut worden, da das Gehäuse mit derselben grünen Holzlbeize bearbeitet ist, wie die Stühle der Schlosskirche. Das Instrument besitzt ein Manual mit zwei 8‘ Registern, die einen hohen Verschmelzungsgrad aufweisen und für einen der beiden 8' Register einen Lautenzug. Der Tastenumfang reicht von H1 - d'''. Die Untertasten bestehen aus Knochen, die Obertasten sind aus Ebenholz. Das Cembalo besitzt eine Transponiervorrichtung so dass der Kammerton a' entweder auf 440 Hz oder auf 415,3 Hz gestimmt ist. Die Länge beträgt 183 cm und die Breite 77 cm.
Es handelt sich um einen exakten Nachbau eines historischen flämischen Cembalos der Firma Andreas Rucker aus dem Jahre 1639. Die „Ruckers“, die ihre Werkstätte in Antwerpen hatten, gehörten zu den angesehensten Instrumentenbauerfamilien ganz Europas (neben Cembali bauten sie auch Orgeln). Wer es sich leisten konnte, und das waren in der Regel die Adligen und Fürsten, kaufte sich ein Instrument eben dieser Firma. Wenn man bedenkt, dass unsere Schlosskirche im Jahre 1629 von Fürst Johann Ludwig gebaut wurde, so haben wir es hier im Grunde mit einem Instrument zu tun, welches ziemlich exakt durch seine optische Gestaltung und der klanglichen Prägung der Erbauungszeit des Schlosses entspricht. Es ist eine interessante Vorstellung, dass ein Fürst wie Johann Ludwig, der als Diplomat von europäischem Rang auf seinen zahlreichen Reisen an den bedeutenden Höfen Europas sicher auch das eine oder andere Instrument der Firma Rucker kennengelernt hat, sich ein solches auch für seine wenige Jahre zuvor fertiggestellte Schlossanlage in Hadamar angeschafft haben könnte (davon ist allerdings nichts bekannt).
Seit dem 13.9.2009, als es bei einem Konzert des Mittelhessischen Kammermusikensembles in der Ev. Schlosskirche, offiziell eingeweiht wurde, hat es zahlreiche Einsätze erfahren.
Martin Buschmann
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